Kernkraftwerke, auch gerne als Atomkraftwerke bezeichnet, dienen der Gewinnung elektrischer Energie aus Kernenergie durch eine kontrollierte Kernspaltung. Sie haben daher mit die höchsten Sicherheitsstandards. Das beginnt beim Handling der Brennstäbe, über den Schutz gegen Angriffe aller Art, die Ausbildung des dort ausgebildeten Personals, die Zugangsberechtigungen bis hin zur Betriebsausstattung. Ein Ausfall oder Versagen der Betriebsausstattung in diesem Umfeld kann fatale Folgen haben. Daher liegt bei diesen Einrichtungen verständlicherweise auch ein besonderes Augenmerk auf die korrekte und sichere Verwendung derer. Wie in herkömmlichen Produktionsstätten innerhalb einer Wertschöpfungskette, müssen auch in Kernkraftwerken Lasten gehoben und transportiert werden. Daher sind auch dort klassische Lastaufnahmemittel, wie beispielsweise Lasttraversen, im Einsatz. Im Idealfall wurden diese Lastaufnahmemittel von zertifizierten Betrieben konstruiert, gebaut, in Betrieb genommen und regelmäßig geprüft.
Für die Zertifizierung der Lasttraverse im Rahmen eines umfangreichen Dienstleistungsauftrages übergab der Betreiber, in diesem Fall das Kernkraftwerk Gundremmingen, der Carl Stahl Hebetechnik alle noch vorhandenen Unterlagen zur damaligen Konstruktion und Fertigung. Die Unterlagen wurden durch den Fachbereich „Lastaufnahmemittel“ in Süßen eingehend geprüft und für in Ordnung befunden diese nachzertifizieren zu können. Anschließend wurde die Lasttraverse als 3D-Modell in Inventor nachkonstruiert sowie alle dazu notwendigen Unterlagen erstellt. Die Basis für die Erstellung einer Risikobeurteilung war eine Ortsbegehung im Kernkraftwerk Gundremmingen. Im Anschluss konnte dem Kunden im Rahmen einer technischen Vorbesprechung eine vollständige Dokumentation der Lasttraverse ausgehändigt werden:
Grundsätzlich lohnt sich eine Nachzertifizierung von Lastaufnahmemitteln für alle Kunden, welche den Bedarf an einer Nachzertifizierung gemäß der Maschinenrichtlinie haben. Dies ist im Einzelfall zu prüfen.
Im Fall der Lasttraverse im Kernkraftwerk Gundremmingen konnte durch die Nachzertifizierung die Neuanschaffung einer Lasttraverse vermieden werden. Gegenüber der Neuanschaffung einer vergleichbaren Traverse betrugen in diesem Fall die Kosten für die Nachzertifizierung in etwa 20% des Neupreises. Zudem wird hierdurch die Nachhaltigkeitsbilanz beider Seiten verbessert.